Wednesday, April 20, 2011

Gebrüder Grimm -"Kinder- und Hausmärchen"

Die „Kinder- und Hausmärchen“ (KHM), volkstümlich „Grimms Märchen“ genannt, sind eine berühmte deutsche Anthologie von Märchen, die Jacob Ludwig Carl Grimm und sein Bruder Wilhelm Carl Grimm, bekannt als die „Brüder Grimm“, herausgegeben haben.
Illustriertes Titelblatt des ersten Bandes der zweiten Auflage von 1819 
Inhaltsverzeichnis
Entstehungsgeschichte
1803 hatten die beiden Brüder in der Marburger Universität die Romantiker Clemens Brentano und Achim von Arnim kennengelernt, die bei ihnen das Interesse für alte Hausmärchen weckten.
Jacob und Wilhelm Grimm begannen in Kassel in ihrem bürgerlichen Umfeld, das vielfach hugenottisch geprägt war, mündlich überlieferte Märchen zu sammeln und zu bearbeiten. Viele der gesammelten Märchen stammen von der ortsansässigen Märchenerzählerin Dorothea Viehmann, die keineswegs die alte Bäuerin war, als die die Grimms sie darstellten, sondern eine gebildete Frau,[1] sowie aus der Feder des französischen Kulturstaatssekretärs Charles Perrault[2], der seine Märchen ebenfalls nicht nur aus mündlicher Überlieferung, sondern auch von französischen und italienischen Märchensammlern, wie Straparola und vor allem Basile, übernahm. Bei anderen Märchen wird vermutet, dass sie aus der Feder der Grimms selbst stammten. Nach Ansicht vieler Forscher war die Pose der sorgfältigen Sammler alter Traditionen, die die Brüder einnahmen, weitgehend eine der Zeitstimmung der Romantik geschuldete Fiktion: Die Märchensammlung stellt vielmehr eine Mischung aus neuen Texten, Kunstmärchen und teils stark bearbeiteten und veränderten Volksmärchen dar. Einige der teils sehr erheblichen grimmschen Bearbeitungen erkennt man durch eine Gegenüberstellung bestimmter Märchen in der ersten Ausgabe von 1812/15 und in der Ausgabe letzter Hand von 1857.
Die Texte wurden von Auflage zu Auflage weiter überarbeitet, teilweise verniedlicht und mit christlicher Moral unterfüttert. Die Grimms reagierten damit auch auf Kritik, die Märchen seien nicht kindgerecht. Um dem zeitgemäßen Geschmack des vorwiegend bürgerlichen Publikums entgegenzukommen, wurden auch wichtige Details geändert. So wurde aus der Mutter in Hänsel und Gretel eine Stiefmutter, denn ihr Verhalten, die Kinder zu verstoßen, war mit dem Mutterbild des Bürgertums nicht zu vereinbaren. Auch direkte sexuelle Anspielungen und Bezüge wurden verändert oder weggelassen. In ihrer Vorrede zu der Ausgabe der KHM von 1815 erwähnen sie explizit, dass es sich bei ihrer Sammlung von Märchen um ein Erziehungsbuch handelt. Wilhelm Grimm, der die KHM seit der zweiten Auflage 1819 fast ausschließlich allein bearbeitete, ergänzte die Texte auch durch zahlreiche Redensarten und bildhafte Formeln.
Durch Perrault und durch die hugenottische Herkunft Dorothea Viehmanns und der Kasseler Familien Hassenpflug und Wild (sie verkehrten im Hause Grimm; eine Tochter der Familie Wild wurde später die Frau Wilhelms) flossen auch viele ursprünglich französische Kunstmärchen und Märchenvarianten in die Sammlung ein. Um ein Märchenbuch mit "rein deutschen" Märchen zu haben, wurden einige Märchen, die aus Frankreich in den deutschen Sprachraum gelangten, wie etwa Der gestiefelte Kater oder Blaubart, nach der ersten Ausgabe wieder entfernt. Dies geschah allerdings nicht konsequent, denn den Grimms war durchaus bekannt, dass zum Beispiel für Rotkäppchen auch eine französische Version mit tragischem Ende existierte. Eine nationale Eingrenzung war auch deshalb fragwürdig, weil einige Märchen wie etwa Aschenputtel eine umfangreiche europäische und sogar internationale Herkunfts- und Verbreitungsgeschichte haben. In ihrer Vorrede zu den KHM versichern die Grimms immer wieder, dass es sich bei den gesammelten Märchen um "echt hessische Märchen" handele, welche ihren Ursprung in altnordischen und urdeutschen Mythen hätten. Dass es sich bei ihrer Hauptquelle, der Viehmännin, nicht um eine hessische Bäuerin, sondern um eine gebildete Schneiderin mit französischen Wurzeln handelt, verschweigen sie hingegen. In den Handschriften der KHM, die 1927 in einer Abtei im Elsass gefunden worden sind, finden sich jedoch Vermerke über die französische Herkunft und die Parallelen zu Perraults Märchensammlung.

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